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Gruppendruck für Einsteiger - Die Geschichte eines Freundebuchs

Kennen Sie Freundebücher? Wenn das noch nicht der Fall ist, dann haben Sie wahrscheinlich ein Kind unter 4 Jahren und sind ein Mann (Frauen kennen solche Sachen nämlich meistens aus ihrer eigenen Kindheit). Aber keine Angst – diese frühkindlichen Poesiealben werden auch Sie kaum verschonen. Da muss Mann einfach durch, wie unser Autor festgestellt hat.

Über Freundebücher ist schon viel gesagt und geschrieben worden. Die einen mögen’s, die anderen nicht. Geschenkt. Liberal gesehen schaffen wir Eltern diese frühkindlichen Poesiealben dann an, wenn die Kids es wollen. Und lassen es bleiben, wenn die Kids das nicht wollen.

 

Zu Freundebüchern gibt es zwei Meinungen - mindestens

Der AFE (Anti-Freundebuch-Elternfront) sei gesagt, dass sich ihnen die Sinnhaftigkeit solcher Einträge nicht erschließen muss. Und kein Kind möchte ein Freundesbuch haben, um 15 Jahre später mit der ersten Freundin darin rumzublättern. Das muss der Sohnemann mit seinen vier oder fünf Jahren jetzt aber auch noch nicht verstehen.

Der PFE (Pro-Freundebuch-Elternfront) sei gesagt, dass es auch andere Wege gibt, frühkindliches Schreiben zu üben. Der Feinmotorik ist es egal, ob die Aufkleberchen in das Freundesbuch oder auf ein schnödes Blatt Papier gepappt werden. Und selbst wenn alle, ja wirklich ALLE im Kindergarten ihre Freundbücher zirkulieren lassen, ist es doch nicht schlecht, wenn gerade ihr Sprössling auf group pressure gar nicht abfährt und sagt, er mache sein Ding, und Freundesbücher seien eben nicht sein Ding. Gut so.

Nicht jeder weiß etwas mit Freundebüchern anzufangen

Ich habe eingangs darauf verzichtet, die Funktionalität eines Freundebuches zu erläutern. Und bin von einem Vorwissen bei den Lesern ausgegangen. Dem ist wohl nicht immer so, wie ich kürzlich im U3-Kindergarten erfahren musste (U3 – eine Kita für die unter 3-jährigen):

Dort verweilt derzeit noch unser Jüngster. Angesteckt vom Freundesbuch-Fieber der älteren Brüder hat er nun sein eigenes. Und das bei seinem besten Freund ins Fach gelegt. Eine Woche später freudestrahlend wiederbekommen. Und dann bei seiner besten Freundin ins Kindergartenfach gelegt. Am nächsten Tag lag es schon wieder in seinem Fach. Mir schwante da schon was. Logo, keine Einträge der jungen Dame vorgefunden. Die Eltern haben wohl in Eile vorne den Namen unseres Kindes gelesen und das Buch schnell wieder bei unserem Sohnemann reingelegt.

Habe es wieder in ihr Fach gelegt. Irgendwann muss da jeder durch. Mal sehen, wie die Geschichte weitergeht.

PS: Habe den Vater ein paar Tage später getroffen. Lag richtig. Wussten nicht, was das ist. Kommt noch.

zum Autor:
Andreas Clevert, Jahrgang 1970, ursprünglich aus Esslingen stammend, lebt mit seiner spanischen Frau und seinen drei Jungs/Söhnen  (*2008, *2010 und *2013) in Bonn. Mehr von seinen Erlebnissen lesen Sie unter www.vaterdasein.wordpress.com