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Alleinerziehend – Eine Aufgabe mit vielen Herausforderungen

Daten des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2010 belegen: Der Anteil Alleinerziehender steigt stetig. Nur etwa 10% der alleinerziehenden Elternteile rekrutieren sich aus den Vätern, meist betreuen die Mütter das Kind. Beide Geschlechter stehen vor großen Herausforderungen, denn der Großteil der Last, die ein Kind auch bedeutet, liegt auf ihren Schultern.

Alleinerziehende Elternteile - ob Mann oder Frau - haben vielfältige Aufgaben und Herausforderungen zu bewältigen. Das ist für Männer oft besonders schwer. Emotional und materiell stark gefordert und dazu noch gesellschaftlich unter Druck, bringen die Versorgung und Erziehung eines Kindes einen Vater oft an seine Grenzen. Umso wichtiger sind Freiräume und die Fähigkeit, Hilfe anzunehmen und sogar einmal darum zu bitten. Denn auch wenn der zweite Elternteil als Unterstützung fehlt: Freunde und Familie können einen wichtigen und entlastenden Beitrag zur Kindererziehung leisten.


Geldsorgen – Alleinerziehend und unter materiellem Druck

Wo nur ein Verdiener und Versorger ist, wird es schnell einmal eng. Wer arbeitet und ein Kind betreut, muss Abstriche machen. Kein Wunder also, dass überdurchschnittlich viele Alleinerziehende Hartz IV beziehen müssen – entweder zusätzlich zum eigenen Gehalt oder als alleinige Lebensgrundlage. Das schlägt vor allem Männern schnell aufs Gemüt, die sich in der Regel stärker über ihre Arbeit definieren. Ist das Kind nicht mehr ganz so klein, dann ist hier eine Teilzeitbeschäftigung die Lösung. Das steigert die Einnahmen und sorgt dafür, dass das eigene Selbstwertgefühl nicht auf der Strecke bleibt.

Ist es nicht möglich, arbeiten zu gehen – zum Beispiel, weil man als Vater nicht nur ein, sondern gleich zwei oder drei Kinder zu betreuen hat – dann hilft letztendlich doch nur der Gang aufs Amt. Neben den Hartz IV-Leistungen können noch weitere staatliche Hilfen in Anspruch genommen werden. Diese Hilfen sind nicht ausschließlich finanzieller Art: Auch Familienpflege oder sozialpädagogische Betreuung können eingefordert werden.


Kinder fordern viel – Väter unter emotionalem Druck

Selbst die pflegeleichtesten Kinder fordern noch unglaublich viel von ihren Eltern: Aufmerksamkeit, Liebe, Zuwendung und immer wieder auch Grenzen und Regeln. Sie brauchen all dies für die gesunde Entwicklung. Für die Eltern ist dies eine ständige Anforderung, schwer genug zu tragen, wenn sie auf vier Schultern verteilt ist. Kümmert sich nur ein Elternteil um die emotionalen und sozialen Bedürfnisse der Kinder, kann das irgendwann zur Überlastung führen. Hier sollte man rechtzeitig gegensteuern. Bevor es zum Erziehungsburnout kommt, sollten Sie sich Hilfe holen – vielleicht springen die Großeltern oder andere Verwandte ein, notfalls muss einmal pro Woche ein Babysitter her, damit Sie selbst aus- und entspannen und die leeren Akkus wieder auffüllen können.


Was die Gesellschaft sagt

Etwa jedes vierte Kind wächst heute bei nur einem Elternteil auf. Dennoch werden Elternteile, die alleinerziehend sind und allein bleiben, kritisch beäugt. Das gilt vor allem für Väter. Schnell werden Kompetenzen abgesprochen, es wird an der Sozialisation und Attraktivität als Mann gezweifelt, wenn auch nur hinter vorgehaltener Hand. Andererseits werden alleinerziehende Väter aber auch bewundert und als etwas ganz Besonderes dargestellt. Dabei sind sie doch eigentlich nur Männer, die ihre Aufgaben wahrnehmen, im Grunde genommen also nichts Ungewöhnliches.


So helfen sich Alleinerziehende selbst

Die Möglichkeit, sich in der Familie Hilfe zu holen oder einen Babysitter zu organisieren, wurde schon angesprochen. Eine weitere Variante, sich innerhalb der Erziehungsaufgaben zu entlasten, ist die Vernetzung. Frauen tun das schon seit Jahrtausenden, Männer tun sich darin häufig schwer: Suchen Sie sich gleichgesinnte Väter oder Mütter und helfen Sie sich gegenseitig. Mit Kinderbetreuung oder einfach durch seelischen Beistand, wenn es mal besonders mies läuft. Wer sich eingebunden fühlt und weiß, da geht es anderen ebenso wie mir, der hat ganz automatisch mehr Kraft und vor allem auch Unterstützung, wenn es mal brennt.


Was ist mit Elternteil Nummer zwei?

Nur wenige Mütter verweigern sich der Erziehungsaufgabe ganz und gar, das sollte einem als alleinerziehendem Vater klar sein. Durch sinnvolle und fürs Kind verträgliche Regelungen können Sie als erziehender Elternteil von der Expartnerin entlastet werden. Warum sollte das Kind nicht einen Nachmittag pro Woche zusätzlich mit der Mutter verbringen? Das lässt Ihnen Zeit für wichtige Aufgaben, die sonst liegenbleiben oder einfach für sich selbst. Es ist erwiesen, dass der Kontakt zwischen Eltern und Kind so oft wie möglich stattfinden sollte. Dies gilt vor allem dann, wenn die Kinder noch klein sind.


Einmal Eltern, immer Eltern – Sie beide sollten über Ihren Schatten springen und die Erziehungsaufgaben so gemeinschaftlich wie möglich wahrnehmen. Auch dann, wenn Sie nicht mehr zusammenleben und kein Liebespaar mehr sind. Ihr Kind profitiert davon, auch den anderen Elternteil häufig zu sehen und es profitiert von einem entspannten Vater, der genug Energie für die Erziehung und Betreuung hat.