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Meine Partnerin hat eine Fehlgeburt – Was nun?

So freudig die Nachricht von einer Schwangerschaft ist, so furchtbar ist es, wenn der Traum zerplatzt. Eine Fehlgeburt ist für beide Partner eine Belastungsprobe. Schuldgefühle und Trauer können den Eltern schwer zu schaffen machen. Nur in seltenen Fällen haben jedoch die Eltern einen Fehler gemacht.

Wenn eine Frau ihr Kind verliert, steht sie im Zentrum der Aufmerksamkeit. Alle machen sich Gedanken um ihre Gefühle und ihr körperliches Wohl. Um die Väter kümmert sich kaum jemand. Sie sind doppelt belastet, müssen sie doch mit ihrer eigenen Trauer und der ihrer Partnerin gleichzeitig zurechtkommen.

 

Alptraum Fehlgeburt

Fehlgeburten können sehr viele Gründe haben, die Frau selbst hat darauf in der Regel keinen Einfluss. Häufig finden diese frühzeitig endenden Schwangerschaften außerhalb der Gebärmutter statt, man spricht dann von Eileiter- oder Eierstockschwangerschaft. Bei etwa einem Drittel der Schwangerschaften bildet sich zwar eine Fruchtblase, ein Embryo entwickelt sich jedoch nicht. Wenn der Embryo starke Schäden im Erbgut zeigt, kommt es ebenfalls oft zu einem Abbruch, laut den Ergebnissen einer großen Studie betrifft dies 41 % aller Fehlgeburten. Dies kann auch ein Trost sein – wenn ein Embryo so stark geschädigt ist, dass er nicht lebensfähig oder extrem behindert wäre, sorgt die Natur selbst für eine frühe Erlösung.

Einige Faktoren erhöhen das Risiko für den vorzeitigen Abbruch der Schwangerschaft. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Je älter eine Frau bei der Schwangerschaft ist, desto größer ist das Risiko einer Fehlgeburt
  • Frauen, die bereits zwei oder dreimal schwanger waren
  • Frauen, die bereits eine oder mehrere Fehlgeburten hatten
  • Nikotinkonsum (mehr als 10 Zigaretten pro Tag)
  • Alkoholkonsum
  • Fieber in der Frühschwangerschaft (mehr als 37,5 Grad)
  • Starker Koffeinkonsum

Blutungen und ziehende Schmerzen im Unterleib können die Vorboten einer Fehlgeburt sein. Dies sollte mit dem Arzt abgeklärt werden, denn manchmal kommen diese Symptome auch bei einer ganz normal verlaufenden Schwangerschaft vor. Sollte es zu einem Abbruch kommen, gibt es je nach Verlauf verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Manchmal reicht die bloße Beobachtung, der Körper kommt allein mit den Folgen der Fehlgeburt klar. In einigen Fällen wird jedoch eine medikamentöse oder chirurgische Behandlung nötig, um Reste der Schwangerschaft aus der Gebärmutter zu entfernen.

Die Zeit danach

Die körperlichen Folgen einer Fehlgeburt sind meist in kurzer Zeit überwunden. Schwerer wiegen die seelischen Verletzungen bei den Eltern. Das Wichtigste ist: Lassen Sie sich Zeit, den Schmerz zu verarbeiten und versuchen Sie nicht, das Ereignis zu verdrängen. Sprechen Sie über Ihre Gefühle, weinen Sie zusammen und respektieren Sie den Schmerz Ihrer Partnerin, aber auch Ihren eigenen. Vor allem in der ersten Zeit sollten Sie sich nicht unbedingt dem Mitgefühl der Umwelt aussetzen, die mit Sprüchen wie „Ihr müsst jetzt nach vorne blicken“ oder „Ihr könnt doch noch viele andere Kinder haben“ Trost spenden wollen. Wenn Sie nach einer Zeit feststellen, dass Sie oder Ihre Partnerin mit dem Verlust nicht alleine zurechtkommen, zögern Sie nicht, sich professionelle Hilfe zu suchen oder einer Selbsthilfegruppe beitreten. Eine Fehlgeburt ist ein Verlust. Es ist jemand gestorben und die Trauer muss gelebt und verarbeitet werden.

Dies ist umso wichtiger, wenn die Fehlgeburt bei einer fortgeschrittenen Schwangerschaft passiert. Auch wenn es unvorstellbar scheint: Sie sollten von Ihrem Kind Abschied nehmen, es ansehen, es im Arm halten und eine Erinnerung von ihm behalten. Dies kann ein Foto oder auch ein Hand- oder Fußabdruck sein. Geben Sie dem gestorbenen Kind einen Platz, indem Sie ihm einen Namen geben und es begraben. Es war, wenn auch nur für eine kurze Zeit, Teil Ihrer Familie. Wenn man das Kind als Familienmitglied akzeptiert, fällt es leichter zu trauern und den Schmerz über seinen Tod zu verarbeiten als wenn es als anonymes, nicht geachtetes Wesen einfach so verschwindet. Sind Geschwister vorhanden, sollten auch diese – selbstverständlich altersgerecht – in das Geschehen mit einbezogen werden. Denn vergessen Sie nicht: Auch Ihre vorhandenen Kinder haben sich auf den Familienzuwachs gefreut und müssen jetzt die Chance bekommen, Abschied zu nehmen.

Wie Väter eine Fehlgeburt erleben

Als Mann ist man in einer schwierigen Situation. Der Schmerz der Partnerin ist meist so allumfassend, dass man als Vater kaum dazu kommt, die eigene Trauer wahrzunehmen. Man hat das Gefühl, jetzt für die Frau stark sein zu müssen, eine Schulter zum Anlehnen zu bieten. Dabei hat man auch als Mann schon begonnen, sich auf die Veränderungen im Leben und den Familienzuwachs einzustellen, man war bei den Ultraschalluntersuchungen dabei, hat vielleicht schon die ersten Möbel fürs Kinderzimmer ausgesucht, gekauft oder gar selbst gebaut. Viele Männer fühlen sich wie betäubt oder sind wütend, dass Sie in dieser Situation so absolut nichts tun können. Wenn Sie das Bedürfnis haben über Ihr verlorenes Kind zu reden, sollten Sie dies, wie alle anderen Gefühle auch, nicht unterdrücken.

Achten Sie Ihre eigene Trauer und versuchen Sie, das schlimme Erlebnis mit Ihrer Partnerin zusammen zu verarbeiten. Männer denken oft, Sie müssten alles mit sich allein ausmachen – in diesem Fall wäre das grundverkehrt, denn dann schwelt die Trauer ewig in Ihnen. Ihre Partnerin kann sogar den Eindruck bekommen, Sie wären von dem Ereignis nicht wirklich berührt. Dies kann die Beziehung zusätzlich stark belasten.

 

Zum Weiterlesen:
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