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Trennungskinder – Geht’s auch ohne Narben?

Einschneidende Erlebnisse im Leben hinterlassen Spuren und prägen das weitere Leben - das gilt für unsere Kinder im besonderen Maße. Eine Trennung der Eltern ist so ein Erlebnis und für Kinder schmerzhaft und mit Verlustgefühlen verbunden. Allerdings muss diese große Veränderung keine Narben und auch keine Traumata hinterlassen.

Wie ein Kind die Trennung seiner Eltern erlebt, hängt vor allem von diesen ab. Das gilt auch für das Maß des Verlustes, den die Kinder spüren. Ein Kind braucht emotionale Stabilität und feste Bezugspersonen. Wenn Eltern ihrem Kind dies auch während der schwierigen Trennungsphase geben können, dann ist es möglich – Auch Trennungskinder können glücklich sein!


Geschiedene Eltern – verpfuschtes Leben

Ängste und Störungen oder auch Rückschritte in der Entwicklung von Kleinkindern gehören laut Statistik bei einer Trennung fast unabänderlich dazu – sagen die Statistiken. Und auch später haben Kinder, deren Eltern sich scheiden lassen oder trennen oft Probleme mit eigenen Beziehungen, haben Bindungsängste und andere Schwierigkeiten. Auf den ersten Blick scheint es so als ob Probleme und Unglück fürs Kind sich einfach nicht abwenden lassen, wenn die Eltern sich trennen. Aber ist das wirklich so? Lässt sich dieser Ablauf nicht beeinflussen? Eltern, die sich diese Frage bei einer Trennung stellen, sind auf einem guten Weg. Denn in Wirklichkeit ist nicht die Trennung an sich die Verletzung, die bei Kindern zu lebenslang schmerzenden Narben führt, sondern der Umgang mit dieser einschneidenden Veränderung im Leben. Wer weiß, was Kinder brauchen und sich statt auf einen Rosenkrieg genau darauf konzentriert, schützt sein Kind und auch im besten Falle sich selbst. Der Fokus auf das Wohl des Kindes - das an der Trennung ja keine Schuld trägt – führt im besten Fall auch dazu, dass aus dem ehemaligen Paar zwar getrennte Leute werden, die aber dennoch ihre gemeinsame Aufgabe als Eltern wahrnehmen können.


Was Kinder wirklich brauchen

Die Idee, dass Kinder eine heile Familie mit Vater-Mutter-Kind brauchen, um glücklich aufzuwachsen, ist in unserer Gesellschaft fest verankert. Komme was da wolle, werden teilweise Ehen weitergeführt, nur der Kinder wegen. Die gute Nachricht: Das muss nicht sein. Ganz im Gegenteil brauchen Kinder etwas anderes, nämlich glückliche und zufriedene Eltern, die emotional anwesend und ansprechbar sind. Wer in einen Grabenkrieg mit dem Partner verstrickt ist, ist meist zu beschäftigt, um dem Kind die Zuwendung und Aufmerksamkeit zu geben, die es braucht, um glücklich zu sein. Das gilt fürs ungeliebte Zusammenleben, aber auch für den Trennungsfall.

Kinder brauchen Klarheit – so klein sie auch sein mögen. Versteckte Anfeindungen zwischen den Eltern verwirren und ängstigen sie. Ein Kind sucht nach einer Ursache und landet zwangsläufig bei sich selbst. Nehmen Sie Ihrem Kind diese Bürde! Das funktioniert, wenn Sie ihm klar vermitteln, dass es nichts mit dem Zwist zwischen Ihnen und Ihrer Partnerin zu tun hat. Ein weiteres Problem bei Trennungen ist häufig, dass ein Elternteil – allzu oft der Vater – plötzlich nicht mehr verfügbar ist. Damit ist allerdings nicht die plötzliche physische Abwesenheit gemeint. Damit kommen Kinder zurecht, viele erleben das aus anderen, meist beruflichen Gründen. Gemeint ist der emotionale Rückzug. Aus Angst, Schmerz und Wut zieht sich der Elternteil innerlich nicht nur vom Partner, sondern von der ganzen Familie zurück – und wird damit als wichtige Bezugsperson fürs Kind nicht mehr verfügbar. Ein Verlust, der wirklich Narben hinterlässt! Dies umso mehr, wenn die Beziehung vorher eng und intensiv war.


Glücklich trotz Veränderung

Veränderungen sind häufig schlimm für Kinder. Umzüge, Todesfälle oder eben Trennungen bedeuten Einschnitte, die vor allem für kleinere Kinder schwer zu verstehen sind. Auffälligkeiten im Verhalten sind da noch kein Grund zur Panik. Wie bei allen Verlusten ist es auch bei einer Trennung fürs Kind wichtig, Orientierung durch einen sicheren Rahmen zu finden. Für die Eltern bedeutet das: Reißen Sie sich zusammen!

  • Bringen Sie Ihr Kind nicht in Loyalitätskonflikte, zum Beispiel indem Sie es zwingen – vielleicht nur unterschwellig und unbewusst – sich für einen der Eltern zu entscheiden.
  • Seien Sie präsent - und zwar hauptsächlich emotional. Ihr Kind hat Bedürfnisse nach Liebe und Zuwendung und es ist Ihre Aufgabe, diese zu erfüllen. Und zwar auch, wenn Sie gerade unter der Trennung leiden.
  • Trennen Sie emotional ganz klar zwischen Ihrer Expartnerin und Ihren Kindern.
  • Versuchen Sie, mit Ihrer Partnerin in den wichtigen Fragen der Trennung schnell zu einer Einigung zu kommen. Notfalls mit professioneller Hilfe, etwa durch eine Mediation. Meist werden hierdurch langwierige Kämpfe um Kind und Geld verhindert und eine Basis für eine zukünftige Kommunikation gelegt. Davon profitier vor allem Ihr Kind.
  • Spielen Sie Ihrem Kind keine heile Welt vor.
  • Schaffen Sie möglichst schnell klare Verhältnisse, um das Leben für Ihr Kind wieder überschaubar und berechenbar zu machen.
  • Und benutzen Sie niemals Ihr Kind, um Ihrer Partnerin eins auszuwischen oder Sie unter Druck zu setzen.

Kinder wünschen sich Stabilität und brauchen diese, um sich frei und stark entwickeln zu können. Verändern sich die äußeren Umstände, wie es bei einer Trennung der Fall ist, kommt diese Stabilität ins Wanken. Doch sie können durch erwachsenes und verantwortliches Verhalten dafür sorgen, dass Ihr Kind mit den neuen Umständen klarkommt, sich sicher und geborgen fühlt. Ein ausgezeichnetes Buch zu diesem Thema gibt es von Remo H. Largo und Monika Czernin: „Glückliche Scheidungskinder“ beschreibt anschaulich und nachvollziehbar, was Kinder im Trennungsfall wirklich brauchen und wie sie die neue Situation gut überstehen können.