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Jetzt bin ich Hausmann – und was nun?

Sie sind in der Minderheit. Und es ist nicht abzusehen, dass sich daran in absehbarer Zeit viel ändert. Dennoch gibt es sie, die Hausmänner, die nicht arbeiten gehen, sondern ihren Job zuhause erledigen oder sich ausschließlich um Haushalt und Kinder kümmern. Für Männer, die neu in die Rolle hineinwachsen, bedeutet das, zahlreiche Herausforderungen zu meistern. Eine große Aufgabe, wie ein Beispiel zeigt.

Bereits im Jahr 1977 sang Johanna von Koczian ihren Hit „Das bisschen Haushalt“ und eroberte damit haufenweise Frauenherzen. Sie traf einen empfindlichen Nerv und zeigte auf amüsante Weise auf, dass es eben doch weit mehr als nur ein bisschen Haushalt ist, was organisiert werden muss, wenn es im trauten Heim funktionieren soll. Inzwischen spitzen auch Männer die Ohren, wenn sie den Titel hören. Zumindest die zwei Prozent der Väter, die sich für die Rolle als Hausmann entschieden haben. 

 

 

Gute Gründe, Hausmann zu werden

 

Nicht immer ist es eine freiwillige Entscheidung, wenn die Frau nach der Schwangerschaft arbeiten geht und der Mann zuhause bleibt, um den Haushalt zu regeln. Am häufigsten kommt diese Konstellation zustande, wenn die Frau mehr verdient als der Mann. Die finanziellen Rahmenbedingungen spielen also meist eine Rolle. Doch es geht auch anders. Wenn sich die Partnerin stärker mit ihrem Beruf identifiziert, der Mann dagegen seinen Job nur als Broterwerb betrachtet, kann es sein, dass die Rollen nach der Schwangerschaft neu verteilt werden. 

 

 

Vom Weckerklingeln bis zum Umfallen

 

Einerseits haben sich die Rolle und das Image der Hausfrau seit 1977 (und davor) stetig verändert. Die Leistungen, die hinter dem Führen des Haushalts stecken, werden heutzutage häufiger anerkannt als früher. Andererseits steckt in vielen Köpfen noch immer der Gedanke, dass es so schlimm nun auch wieder nicht ist. Die Kinder sind bis mittags in der Schule, kaum jemand wischt jeden Tag das ganze Haus von oben bis unten durch. So bleibt viel Zeit, sich ein schönes Leben zu machen. Andreas L. ist Hausmann und kann ein Lied davon singen, dass Zeit zum Müßiggang eher rar ist. Wenn er genau drüber nachdenkt, ist sie gar nicht vorhanden.

 

  • 6.00 Uhr: Der Wecker klingelt. Andreas schält sich aus dem Bett, wankt in die Küche und setzt Kaffee auf. Vorher geht bei ihm gar nichts. In wenigen Minuten muss er fit sein und funktionieren wie ein Uhrwerk. 
  • 06.30 Uhr: Die Kinder werden geweckt. Tochter Emilie springt nach dem ersten Wecken aus dem Bett und ist sofort in Feierlaune. Ihre Schwester Jasmin dagegen kommt nur schwer in die Gänge, muss immer wieder ermahnt werden, jetzt endlich aufzustehen. Innerlich fühlt sich Andreas eher wie Jasmin, die – für ihn gefühlte – nächtliche Lebendigkeit von Emilie ist ihm suspekt. So oder so: Beide müssen rechtzeitig für die Schule fertig werden, das ist alles, was zählt. 
  • 08.00 Uhr: Nun beginnt der Alltag allein zuhause. Andreas macht eine Einkaufsliste, überlegt, was er am Mittag kocht (eine echte Herausforderung, denn die beiden Mädchen sind sich auch beim Essen so unähnlich wie bei morgendlichen Aufstehen). 
  • 09.00 Uhr: Während des Einkaufs plant Andreas Dinge wie Staub saugen, Abwaschen, Wäsche waschen und bügeln. Noch diese Woche müssen auch die Fenster geputzt werden, es wird wieder Zeit. Außerdem steht ein Gang in die Reinigung an. 
  • 11.30 Uhr: Andreas beginnt zu kochen, bald kommen die Mädchen nachhause. Nach dem Essen geht es an die Hausaufgaben, später muss Emilie zum Sport, Jasmin zu ihrer Freundin gefahren werden. Die Familie wohnt am Stadtrand, der Job des Chauffeurs fällt also auch in Andreas' Zuständigkeitsbereich. 
  • 17.00 Uhr: Andreas hat ein Mittagessen gezaubert, das beiden Mädchen geschmeckt hat, er hat einen Streit der Beiden geschlichtet, bei den Hausaufgaben geholfen, ein Gespräch mit der Klassenlehrerin von Jasmin geführt. Er hat eine ganze Menge gebastelt und gebaut, gespielt und zugehört. Andreas saß im Auto, auf der Sportbank in der Turnhalle, er hat ein kurzes Gespräch mit den Eltern der Freundin von Jasmins Freundin Sara geführt und steht jetzt wieder in der Küche. Zeit, das Abendessen vorzubereiten.
  • 18.00 Uhr: Leyla kommt nachhause. Andreas' Frau hatte einen anstrengenden und harten Tag. Es gab Konflikte mit einem anderen Mitarbeiter, Leyla muss alles loswerden, aber zunächst wird zusammen gegessen.
  • 20.00 Uhr: Die Mädchen liegen im Bett, Vater und Mutter lesen ihnen vor. Gegen halb neun kehrt langsam Ruhe ein.
  • 21.00 Uhr: Von Emilie und Jasmin ist nichts mehr zu hören, sie schlafen tief und fest. Leyla berichtet ausgiebig von ihrem Tag und fühlt sich nach einer halben Stunde besser. Beide trinken noch ein Glas Wein zusammen und gucken sich die Nachrichten im Fernsehen an. Bei guter Form folgt noch ein Film bis zum Schlafengehen. Bei guter Form. Heute nicht. 

 

 

Der Haushalt und die letzte Instanz

 

Beim einen Paar geht alles völlig unkompliziert. Beim anderen läuft es zunächst überhaupt nicht rund. Ob und wie die Partnerin mit der neuen Rollenverteilung zurechtkommt, hängt mit vielen Faktoren zusammen. Insbesondere, wenn sie es vorher war, die den Haushalt geführt hat, kann es dazu kommen, dass sie sich erst an den „neuen Stil“, gewissermaßen die „Handschrift“ des Partners gewöhnen muss, der jetzt die Aufgaben übernimmt. Mit ausreichendem Willen klappt es dann aber auch. 

 

Übrigens: Auch für die spätere Jobsuche macht es sich in der modernen Welt nicht schlecht, wenn man in seinem Lebenslauf eine gewisse Zeit „Hausmann“ eintragen kann. Viele Unternehmen sehen die Phase als Beweis für Zuverlässigkeit und Loyalität. Und genau das ist es ja auch. Neben vielem anderen mehr.