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Eltern zu sein ist toll – aber warum eigentlich?

„Ein eigenes Kind zu haben, ist unbeschreiblich, das tollste, was es überhaupt gibt!“ So oder so ähnlich versuchen Eltern ihren kinderlosen Freunden das Elternsein schmackhaft zu machen. Geht man ins Detail, kommen dann die weniger schönen Aspekte der Elternschaft zum Vorschein – und dennoch, es gibt nichts Besseres!

Ganz sachlich betrachtet, hat es mehr Nach- als Vorteile, ein Kind zu haben. Schlaflose Nächte, hohe Kosten und der Verlust der Selbstbestimmung sind nur einige davon. Nun ist Kinder zu haben allerdings nichts „Sachliches“, sondern ganz im Gegenteil, es ist einfach nur Gefühl. Denn wir fühlen für nichts so stark wie für unsere Kinder – im positiven wie im negativen Sinne.

 

Vaterstolz – stolz darauf, ein Vater zu sein

Wo fängt man an, wenn man beschreiben soll, was das eigene Kind für einen bedeutet, was es an Gefühlen auslöst und warum es so wunderbar ist, Vater zu sein? Einmal ist es natürlich der pure Besitzerstolz: Stolz, etwas derartig Perfektes zuwege gebracht zu haben, Stolz, dass aus einem mikroskopisch kleinen Spermium in einem nur minimal größeren Ei ein vollständiger Mensch entstanden ist. Wir Menschen mögen noch so weit entwickelt sein: die unbändige Freude darüber, die eigene Blutlinie erhalten zu haben, steckt tief in uns.

Wenn man ein Kind „gemacht“ hat, hat man ein Ziel erreicht, einen Teil seiner „Bestimmung“ erfüllt. Auch das mag heute vordergründig und rein sachlich keine Rolle mehr spielen und dennoch – das Gefühl ist unbestreitbar da.

 

Kinder und die Freude

Die eben beschriebenen Gefühle sind zwar beglückend, aber vom Kind selbst isoliert. So richtig heftig emotional wird es erst, wenn der Zwerg mit seiner ganzen Person ins Spiel kommt. Niemand kann einen so vertrauensvoll ansehen, wie ein Kind seine Eltern. Als Vater ist man Gott, die Welt, das Universum – einfach alles für einen anderen Menschen. Wenn das Kind einen mit dieser grenzenlosen Liebe im Blick anlächelt, schmilzt man dahin wie die Schokolade, mit denen man sie noch so leicht bestechen kann, wenn sie klein sind.

Diese Zeit sollte man genießen, denn sie dauert nur wenige Jahre und wird später von schonungsloser Kritik abgelöst. Aber solange die Kinder klein sind und einen so bedingungslos anhimmeln, ist es einfach das größte Glück – und unbeschreiblich. Wenn es einen so ansieht und man blickt zurück, dann ähnelt der Zustand fast dem Verliebtsein. Man würde alles tun für diesen kleinen Menschen, für eine Umarmung, einen bewundernden Blick. Kinder holen uns aus der Gefühlsarmut unserer Zeit heraus. Sie wissen nichts von Leistung und Ego und dafür lieben wir sie.

 

Die Liebe eines Kindes

Wer sich für sein Kind wirklich emotional öffnen kann, der spürt sogar noch mehr, nämlich die reine und unverfälschte Liebe, die ein Kind seinen Eltern entgegenbringt. Kein Kalkül, keine Bedenken, einfach ein Schwall von Gefühlen der Liebe, Hingabe und des Vertrauens. Das alles gießt das Kind hemmungslos über einem aus, bis man glaubt, vor Glück zu ertrinken. „Man sieht nur mit dem Herzen gut.“ sagt der kleine Prinz im Buch des französischen Autors Antoine de Saint-Exupéry und genau das tun Kinder: Sie sehen uns mit ihrem Herzen und interessieren sich nicht für das was wir sind oder nicht sind, leisten oder nicht leisten. Das wirkt zu blumig? Vielleicht, dennoch ist es das, was man fühlt, fühlen kann, wenn man sein Kind ansieht und ihm sein Herz öffnet.

 

Das Kindchenschema

Es gibt übrigens noch einen Grund, warum wir unsere Kinder so lieben und warum die meisten Menschen Kinder toll finden. Ein Blick in das Gesicht unseres Kindes löst im Gehirn einen Rausch aus – zumindest bei den Müttern. Das Belohnungszentrum im Gehirn wird aktiviert, wenn man von runden Kulleraugen angestrahlt wird, die aus einem ebenso runden Gesicht herausleuchten. Die Gesichtsmerkmale unserer Kinder lösen bei uns Liebe aus und den Wunsch, für sie zu sorgen und sie zu beschützen. Aus diesem Gefühl gebraucht zu werden und umsorgen zu wollen, entsteht bei uns ebenfalls Liebe, die wir unsere Kinder auch auf jeden Fall spüren lassen sollten.

Ganz ehrlich – wahrscheinlich würden wir verrückt werden, wenn wir sie nicht so lieben würden. Denn Kinder bedeuten jede Menge Stress und das für lange, lange Zeit. So hat es die Natur schon gut eingerichtet, dass wir von Gefühlen überschwemmt werden, sobald wir unsere Kinder ansehen, nicht immer, aber immer wieder. Dem kinderlosen Freundeskreis kann man nur sagen: Probiert es aus, beschreiben und erklären kann ich nicht, warum ich es so toll finde, Kinder zu haben.