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Wenn Kinder Autofahren zum Kotzen finden – Reiseübelkeit und was Eltern dagegen tun können

Ferienzeit ist Reisezeit und vor allem Familien mit Kindern sind gern im Auto unterwegs. Man bleibt flexibel und kann alles Nötige mitnehmen. Allerdings finden viele Kinder das Autofahren gar nicht so toll und reagieren mit Übelkeit und Erbrechen. Abhilfe schaffen verschiedene Maßnahmen.

Die Reisekrankheit, auch unter dem Begriff Kinetose bekannt, trifft vor allem Kinder zwischen drei und zwölf Jahren. Den Kleinen wird schlecht, sie jammern und klagen und im schlimmsten Fall fangen sie an, sich zu erbrechen. Wenn Hausmittel versagen, bleibt nur die Medikamenteneinnahme oder ein anderes Reisemittel.

 

Wie Reisekrankheit entsteht

In der Regel werden Kinder vor allem dann reisekrank, wenn sie mit dem Auto oder auch dem Flugzeug unterwegs sind. Auch die Seekrankheit ist eine Form der Reisekrankheit. Auslöser der Symptome, die von leichter Übelkeit bis hin zu heftigem Erbrechen reichen können, sind die ungewohnten und schaukelnden Bewegungen. Diese bringen das Gleichgewichtsorgan im Innenohr vollständig aus dem Takt, denn das Auge kommt bei diesen Bewegungen nicht mehr mit. Das Gehirn wird reizüberflutet und der Körper reagiert auf die widersprüchlichen Signale auf seine typische Art und Weise. Während Babys und ältere Menschen über 50 Jahren meist immun sind, trifft es jüngere Erwachsene und vor allem Kinder oft sehr heftig. Der Wissenschaft ein Rätsel ist, warum Frauen und Mädchen deutlich häufiger von der Reisekrankheit betroffen sind. Forscher vermuten einen Zusammenhang zwischen dem weiblichen Hormonhaushalt.

 

Maßnahmen zur Vorbeugung gegen die Reisekrankheit bei Kindern

Damit die Reisekrankheit gar nicht erst entsteht, können Sie vorbeugende Maßnahmen treffen. Dies hilft vor allem dann, wenn Ihr Kind nur milde Symptome zeigt:

  • Die Hauptursache der Reisekrankheit sind die widersprüchlichen Signale, die an das Gehirn geliefert werden, deshalb wird auch dem Fahrer so gut wie nie schlecht. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die Fahrt und beziehen Sie es in die Fahrt mit ein. Teilen Sie mit, wann und warum Sie bremsen und warnen Sie vor Kurven und Steigungen.
  • Fahren Sie nicht direkt nach einem üppigen Essen los, die letzte Mahlzeit sollte wenig Ballaststoffe und Fette enthalten.
  • Ständiges Kauen kann die Symptome verhindern. Versorgen Sie Ihr Kind mit zucker- und kalorienarmen Snacks wie Mohrrüben, Reiswaffeln, Vollkornkeksen oder Zwieback. Auch Kaugummikauen kann helfen. 
  • Damit der Gleichgewichtssinn nicht überfordert wird, sollte das Kind in Fahrtrichtung sitzen. Auch vorne sitzen (die gesetzlichen Regelungen beachten!) kann Abhilfe schaffen.
  • Kinder, die zur Übelkeit neigen, sollten auf der Fahrt nicht lesen oder mit dem Gameboy spielen und wenn doch, den Kopf möglichst geradeaus halten. Ein geneigter Kopf signalisiert dem Gehirn Ruhe, die Fahrbewegungen vermitteln das Gegenteil.
  • Gemeinsame Seh- und Denkspiele können ablenken.
  • Genügend frische Luft, Schutz vor Benzin- und anderen extremen Gerüchen helfen ebenfalls oft dabei, das Auftreten der Reisekrankheit zu vermeiden.
  • Wenn Sie schon wissen, dass Ihr Kind heftig reagiert, sorgen Sie für Plastiktüten oder andere geeignete Hilfsmittel, um Erbrochenes sofort aufzunehmen.

 

Mittel gegen die Reisekrankheit

Bleiben die vorbeugenden Maßnahmen wirkungslos, dann können Sie verschiedene Medikamente und Hausmittel versuchen. Für jeden Reisekranken gelten andere Bedingungen und so ist es auch ganz verschieden, was beim Auftreten der Symptome hilft.

  • Ingwertabletten oder auch Ingwerwasser als pflanzliches Arzneimittel.
  • Homöopathische Mittel wie Nux Vomica oder Cocculus. Diese sollten vor und während der Reise regelmäßig eingenommen werden.
  • Akupressur am sogenannten Neiguan-Punkt. Dieser liegt auf der Innenseite der Handgelenke etwa drei Fingerbreit von der Handgelenksfalte entfernt in Richtung Ellenbogen. Zu tasten ist der Punkt zwischen den beiden Beugersehnen. Der Punkt wird vor und während der Reise im Abstand von 30 Minuten etwa eine Minute lang pro Seite mit Mittel- und Zeigefinger massiert.
  • Frei verkäufliche Medikamente mit dem Wirkstoff Dimenhydrinat (Antihistaminika) als Kaugummi, Tabletten oder Zäpfchen.

Wenn alles nichts hilft, dann sollten Sie vielleicht das Verkehrsmittel wechseln. Verträgt Ihr Kind das Autofahren nicht, dann kommt es möglicherweise im Zug oder auch im Flugzeug besser zurecht. Die Verabreichung von Medikamenten sollten Sie sich für Notfälle vorbehalten. Verschreibungspflichtige Medikamente mit hochdosierten Wirkstoffen sollten für Kinder nicht angewandt werden.