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Von Männerwünschen und Frauenzielen

Frauen, die Karriere machen, sind in ihrer Anzahl noch überschaubar. Aber es gibt sie: Die starken Frauen, die mehr verdienen als ihr Partner, die die Karriereleiter in ihren Highheels mit festem Gang hochtippeln und das „starke Geschlecht“ locker hinter sich lassen. Ob es leicht ist, mit einer solchen Karrierefrau eine Beziehung zu führen?

Es heißt doch immer, dass Karrierefrauen so schwer einen Partner finden. Der „Stern“ stellte sogar mal fest: „Runterschlafen ist auch keine Lösung“ - schließlich wolle eine Karrierefrau einen „gleichwertigen“ Partner.

 

Protzende Frau, verunsicherter Mann

Noch immer empfinden sich Männer als Ernährer. Sie wollen der Versorger sein, der Ritter in schillernder Rüstung, der das Weibchen auffängt, wenn es sich verloren glaubt in dieser gefährlichen Welt. Wenn die Partnerin zu ihrem Mann aufsieht: Das macht ihn stark. Eine unabhängige, selbstbewusste Frau wird allerdings schwer über ihren Schatten springen können, um sich dem Männchen vor die Füße zu werfen und zu schreien: „Rette mich!“. Auf der anderen Seite ist es irre schwer für den Durchschnittsmann, der keinen Superschlitten fährt und dessen Statussymbole sich auch sonst in Grenzen halten, auf eine so selbstbewusste Karrierefrau zuzugehen, die scheinbar schon alles hat. Womit soll er denn punkten? Er fühlt sich eingeschüchtert. Und ihre Ansprüche scheinen unerreichbar hoch.

Frauen „protzen“ nicht im eigentlichen Sinne. Frauen, die sich ihre Ziele klar gesteckt haben und die wirken, als könne sie nichts erschüttern, sind auch nur Menschen. Selbst die stärkste Powerfrau braucht hin und wieder eine Schulter, an der sie sich anlehnen kann. Powerfrauen wünschen sich, ihre schwach wirkenden Seiten wenigstens in den eigenen vier Wänden offenlegen zu können. Sich eingeschüchtert zu fühlen, ist also fehl am Platz – denn: Ob Karrierefrau oder Hausmütterchen, Liebe und Zuneigung sind für beide Frauentypen enorm wichtig. Verunsicherungen können bei Männern durchaus mal auftreten, bei einer richtigen Karrierefrau wird dem Partner die Rolle des Ernährers in gewisser Weise abgenommen. Das allerdings beeinflusst Männlichkeit als solche herzlich wenig.

 

Bloß nicht in Wettbewerb gehen

Männer haben die (oft unbewusste) Eigenschaft, aus jeder erdenklichen Situation einen Wettbewerb zu machen. Sich beweisen zu müssen. Eine Freundin erzählte mir mal ein hervorragendes Beispiel: In ihrer WG-Zeit lebte sie mit zwei Männern zusammen. Klischeetypisch war sie für die Wäsche zuständig – das entwickelte sich irgendwann mal, ohne dass je darüber geredet wurde. Immer mal wieder saß sie vor einem Stapel Socken und es war an ihr, die passenden Paare zusammenzurollen. Die Herren der Schöpfung kümmerten sich wenig darum. Sie stöhnte auffällig – nichts geschah. Einige Male bat sie auch direkt um Unterstützung – nichts geschah. Irgendwann telefonierte sie beim Zusammenlegen der Socken und sagte zu ihrem Gesprächspartner: „Ich bin hier verantwortlich fürs Socken-zusammenrollen, denn meine Mitbewohner können das nicht.“ Das Wettbewerbsgen der Männchen sprang an – und siehe da: Ihr wurde der gesamte Sockenberg mit dem Satz „Natürlich können wir das!“ abgenommen.

Bezogen auf das Zusammenrollen von Socken mag so ein Wettbewerbsgen ganz witzig sein. Aber bezogen auf größere Dinge, etwa Karriere oder liebstes Elternteil, ist so etwas hochgradig gefährlich. In diesen Punkten ist beidseitige Unterstützung angesagt: Weibchen wollen eine starke Schulter zum Anlehnen und jemanden, der sich mitfreut. Männchen wollen hingegen jemanden, der ihnen das Bäuchlein krault, wenn sie was gut gemacht haben.

 

Respekt und Rücksichtnahme – aufeinander, miteinander

Jede noch so toughe Karrierefrau ist letztlich: weiblich. Und jeder noch so strahlende Ritter ist letztlich: männlich. Wenn wir es lernen, die Bedürfnisse unserer Partner – gleich welches Geschlecht, welchen Berufsstand, etc. - wahrzunehmen, zu erkennen und zu erfüllen (oder zumindest darüber zu kommunizieren), ist beiden Seiten doch schon sehr geholfen. Single-Karrierefrauen können sich letztlich die Ausrede schenken, Männer hätten Angst vor ihnen. Und Männer können sich letztlich schenken, sich nicht „gut genug“ für Karrierefrauen zu fühlen. Mit gegenseitiger Unterstützung und dem Bewusstsein, wie diese letztlich für den Partner aussieht (für Männchen: Bäuchlein kraulen. Für Weibchen: da sein und reden), entstehen Respekt und Rücksichtnahme, die letztlich zu einer gelungenen Partnerschaft führen. Und mit einer gelungenen Partnerschaft ist es wesentlich leichter, der Welt „da draußen“ gegenüberzustehen und sich auf die tägliche Herausforderung Karriere einzulassen. Viel Erfolg dabei,

Ihr Karsten Edelburg

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Über den Autor:

Seit mehr als 15 Jahren beschäftigt sich Karsten Edelburg mit dem Einfluss von geschriebenen und ungeschriebenen Spielregeln auf die Karriere. Der Schwerpunkt liegt beim Karrierecoaching speziell für Frauen, worüber Edelburg in seinem Blog regelmäßig berichtet.